
|
 |
Kap. 04 - FRIEDEN |
 |
M/S "Frieden", Typ IV - DHWT -
|
11.11.1974 - 18.07.1975
|
(Kapitän Helmut Kolless)
|
Das nächste Schiff war M/S
"Frieden". Ich fuhr nur eine Reise mit, vom 11. November 1974
bis 18. Juli 1975. Diese Reise gehörte nicht zu meinen Traumreisen, aber
der Vollständigkeit halber muss ich die Reise erwähnen. Schließlich
fiel mein Äquatortaufe-Datum auf den 1. Januar 1975.
Die Reise ging nach Fernost (Vietnam-China-Indonesien) und wieder nach
Hause.
Die Besatzung war für mich neu, genau wie das Ladegeschirr und das
ganze Schiff im Allgemeinen. Hier noch ein paar Mitreisende: Kapitän
Kolless, I.NO. Spieleder, II.NO. Meitzner, Schiffsarzt Dr. Goyck,
"OMI" Frau Meitzner. Aus der Wirtschaft: Renate (von der
"V1" bekannt), Kerstin (von der "Büchner" bekannt),
dann noch eine Renate. Die Leute von Deck: Bootsmann Klaus Döring, Nenni
Lorenz, Otto, Paschke usw. Maschine: Eisbär Fladerer, Professor
(Masch.-Assi) usw.
Dieses Mal habe ich mich richtig auf Rostock gefreut, außerdem sollte
ein langer Urlaub folgen. Ganz schnell nach Hause, nach Thüringen.
Gerhard, Rostock, 13. Januar 2006

|
Andreas über unsere Reise mit M/S "Frieden"
|
22.10.1974 - 01.07.1975
|
Also, Gerhard, es war vielleicht nicht eine der Traumreisen, aber Späße
hatten wir neben der Arbeit dennoch! Denke mal nur an solche
"besonderen Vorkommnisse" wie zum Beispiel Männer-Modenschau
zu Silvester, Kabelgeists Faschingskostüm "Artur, der Engel"
mit echten (!) Möwenflügeln, Männerballett zu Fasching, "Hauskämpfe"
in den achteren Aufbauten, "Tropentest" und "russischer
Abend", und nicht zuletzt das Hubwagen-"Scating" übers
Hauptdeck ...
Und ich war auf dieser Reise dabei! Sie war für mich meine beste
DSR-Fahrt, obwohl sie für mich so einige schlechte Tage parat hatte. Das
lag sicherlich mit an meinem sehr jugendlichen Alter damals. Aber mit den
seitdem vergangenen Jahren Abstand und angesichts meiner doch recht
kurzen Fahrtzeit (1973 - 1977) bin ich mit mir nun einer Meinung: DAS war
ein einzigartiges Erlebnis!!!
Welche Erfahrungen fallen mir spontan dazu ein?
Zuerst diese:
- Fahrtziel Fernost; fünf Monate geplant - sieben Monate unterwegs;
drei große Weltozeane mit einem im Vergleich dazu wirklich kleinen
"Schwimmblech" (Berndt Gückel) befahren; die langen
Schraubenstrudel im Wasser und "gelb-grauen Tunnel" in der
Luft, die wir achteraus hinterließen; See und Himmel - oftmals
faszinierende Anblicke, tags wie auch nachts; die fernen Gestade; und
eigentlich kein Schlechtwetter erlebt.
Dann diese:
- Noch in Rostock, Bootsmanns "Smoketime gestrichen!"
infolge unseres genüsslichen Futterns von im Laderaum gefundenen
Orangen - während der Arbeitszeit gut sichtbar am Lukenrand im
Zwischendeck sitzend ...;
- die so umfangreiche und sperrige Decksladung für Vietnam, dass uns
über die Decksladung hinweg Laufstege aus Holz zwischen den beiden
Aufbauten gebaut wurden;
- der Blick aus dem Hauptmast hinunter auf das "kleine Schiffchen
im großen, weiten Meer" zu meinen Füßen;
- Weihnachten 1974 in warmer Luft und kurzen Hosen, erst- und
letztmals nicht im Kreise der Familie;
- die backbord querab liegenden Inseln Réunion und Mauritius
bestaunt;
- Silvester 1974, Männer-Modenschau, beim Solo-Hoppeln durch die
M-Messe zu den Klängen von "Rock Your Baby" von George
McCray verlor ich "meinen Busen" - die Apfelsinen machten
sich selbständig! - was aber starken Beifall im Publikum fand, obwohl
es eigentlich unbeabsichtigt war;
- auch meine Äquatortaufe als einer von 19 (!) Täuflingen (Die
Taufveranstaltung fand erst im Indik am 01.01. 1975 bei der Überquerung
von Süd nach Nord statt, weil wir den Nullbreitenkreis im Atlantik
eines nachts gegen ein Uhr überfuhren, und bei der Anzahl von Täuflingen
sowieso einen ganzen Feiertag hergeben mussten);
- die Fischerboote in der Malakka-Straße, eines lag erst ruhig
steuerbord voraus, nahm dann plötzlich Fahrt auf und schnitt unseren
Kurs gefährlich nah vorm Bug;
- Einkauf und "Tschinschen" in Singapur, welches wir auf der
Heimreise sogar nochmals anliefen;
- Haiphong-Flussreede, die beim Schwoien des Schiffes von der
Ankerkette plötzlich untem A... weggezogene Stellage;
- ein schöner Abend im Seemannsclub Haiphong bei original
vietnamesisch-gerösteten Erdnüssen und Stolitschnaja in Ananas-Saft
(!);
- "kleine Menschenbeine" auf dem Mittagsteller, als eines
Tages von 8-12-Wache kommend die Mittagstöpfe bereits leer waren
(Froschschenkel - sehr köstlich!);
- ENOs Belehrung und abschließende Worte "Das ist kein Bulleye,
sondern ein SCHIFFSFENSTER." in der Veranda, nachdem einer von uns
mit der wohl "unpassenden" Bezeichnung wegen Frischluftzufuhr
um das Öffnen eines solchen bat;
- die Losung "MAO - THE GREATEST LEADER OF THE WORLD" an
einer Kaimauer in Dalien;
- das erste Mal "Chinesich" im Interclub Shanghai - sogar
mit Stäbchen! (Mixed Rice mit Champis so kugelrund, dass die Stäbchen
eigentlich nutzlos waren), Reisschnaps gekauft, der selten angerührt
wurde, und chinesischen Whisky, der schneller "vernichtet"
war;
- auf Reede von Whampoa zwischen Macao und Hongkong - der
Personenschiffsverkehr;
- die griesgrämigen Nordchinesen, die netten Südchinesen und die
fast schon lieben Vietnamesen;
- der eine Dampfer im Hafen von Belawan, Indonesien, der mich etwas an
den Film "Krakatoa" erinnerte;
- das Treffen mit M/S "Leipzig" an der Nordspitze von
Sumatra;
- die 45 Tage Konservierungsarbeiten am Stück auf der Heimreise ums
Kap und Paules "Mirr wirrd so warrm auf derr Birrne!" (im
Oberlausitzer Dialekt) dabei;
- die bei der Rückkehr in Rostock schon wieder rostenden Ladewinden,
an denen wir nach Auslaufen sieben Monate zuvor mit den
Konservierungsarbeiten begannen; ...
Aber auch diese hier:
- Des Bootsmanns Aufstand, unsere seemännisch-praktische Ausbildung
nicht mehr fortzuführen;
- das Schreiben meiner Facharbeiter-Abschlussarbeit in der
Mannschaftsmesse bei Coca Cola, 7Up und Sprite aus einer Pütz
voll mit Eisstücken;
- die gut absolvierten Prüfungen und meine erste Berufsbezeichnung
"Vollmatrose der Handelsschiffahrt,
Spezialisierungsrichtung Decksbetriebstechnik".
Bestätigen kann ich allerdings, dass auch ich mich auf den anschließenden
Heimaturlaub sehr freute.
ABa, Hamburg, 12.12.2007, 18.10.2009,
18.10.2010, 8.8.2011

|
Siehe auch Damals 03 - DSR-Seefahrt von
Jürgen Himmelreich

|
Einmal Rostock - Fernost und zurück
|

Typ IV-Fahrer: Mit der echten und einzigen FRIEDEN auf einer Rundreise!
Foto: Schäfer, Warnemünde | Archiv: Schiffbau- und
Schifffahrtsmuseum Rostock |

Schwerarbeiter: Beim pneumatischen Entrosten | Foto:
privat |

Barkeeper: Weihnachten im Indik | Foto: Andreas,
25.12.1974 |

Getränkelastentleerer: Was blieb manchmal anderes übrig?
| Repro: DSR-Seefahrt.de |

Äquatorquerer: Was war das für ein schrecklich-schöner Tag!
(Klicke auf den Titel für die Gesamtansicht von Franzels
Taufschein.) |


Bademeister: Wo ist denn nur mein Pool? | Fotos: privat |

Meer- und Himmelgucker | Foto: Andreas,
04.06.1975 |

Heimkehrer: Wir sind endlich wieder im Heimathafen!
Foto: Andreas, 25.06.1975
Mehr "Frieden"-Fotos unter ABa's DSR-Fotos |
 |
Die lange Zeit als Typ FRIEDEN verkappte
DRESDEN:

Für Besucher: "DRESDEN - Traditionsschiff Typ Frieden" in
Rostock-Schmarl
Foto 2006, Repro 2011: DSR-Seefahrt.de, Andreas,
Hamburg |
Unsere DSR-Seefahrt - Kap. 04 - FRIEDEN: 25.11.2020
|
 |