Am 20. Dezember 1970 fuhr ich
mit Herrn Schulz (Oberzahlmeister auf M/S "Völkerfreundschaft")
nach Rostock auf selbiges Schiff. Irgendwie freute ich mich schon, der
kleine Landmaschinenschlosser kann bald an großen Schiffsmotoren
herumschrauben. Aber es kam alles ganz anders. Nicht wie damals in Erfurt
gesagt, als Motorenhelfer sollte ich anfangen, nein, nun hieß es Küchenhelfer,
ein Jahr Blackpantry. Für mich brach erst einmal die schöne
Seefahrtswelt zusammen. Töpfe, Pfannen, Kessel und viele Dinge der Kombüse
und auch die Kombüse selber musste ich putzen und schrubben. Aber ich
war erst einmal auf dem Schiff. Ich musste es erst kennen lernen, mich überall
zurechtzufinden, und auch die neuen Kollegen kennen lernen. Denn es war
ja alles neu. Heute, nach so vielen Jahren, kann ich sagen, es war doch
recht schön auf der "V1".
Bedanken möchte ich mich bei allen, die mir in der ersten Zeit
geholfen haben, dass mir Seebeine gewachsen sind. Da ich nicht mehr alle
Namen zusammen bekomme, möchte ich um Verständnis bitten. Also Dank an
Jürgen Stahl (Chefkoch), Max Titel und Frau (Schichtkoch und kalte Küche),
Jolli und Georgie (Fleischer), Willi Jager (Bäcker), Ulli Gellin
(Konditor), Fritz Matzke (First-Class-Koch), bei den Mädels in der Schälküche
(Renatchen Kutschera, "Erna Sack" und, und, und), bei Christel
Chowanitz (Stewardess), Irmchen, Zuhululu, Mulex, Steward Renz, bei den
Matrosen Ala, Robert und allen, die im A-Deck gewohnt haben. Aber auch
Ernst-Otto Kraschewski (Nautiker) ist mir noch ein Begriff.
Vielleicht meldet sich der eine oder andere aus jener Zeit einmal oder
hilft mit Fotos aus, um die Homepage noch interessanter zu gestalten. Zum
Sommertreffen der DSR-Seeleute in Reinsberg könnten wir uns ja mal
treffen.
Nun weiter mit der Fahrenszeit auf M/S "Völkerfreundschaft".
Also, 16.00 Uhr war Auslaufen aus Warnemünde nach Göteborg (Schweden).
Wir fuhren für Stena-Line, aber das wusste ich als Neuling nicht. In Göteborg
verschwand ein Bäcker. Jedenfalls hatte ich dadurch eine Einzelkammer,
was bei der Kammerngröße natürlich sehr schön war. Aber wir konnten
auch feiern - an Deck, Gangparty usw. Nach der Westindienreise folgten
zwei Nordafrikareisen, und dann ging es immer rechts herum, manchmal über
Polen nach Leningrad. Eigentlich verging das Jahr recht schnell. In die
Werft nach Göteborg durfte ich nicht mit, und so konnte ich am 19.
Dezember 1971 wieder abmustern.
Auf M/S "Völkerfreundschaft" habe ich gesehen, wie gut es
den "Lords" (Decksgang) ging. Smoketimeplatte,
Festmacherbierchen, und auch bei sonstigen Feierlichkeiten waren sie gern
gesehene Gäste. Wenn ich mal weiter zur See fahren sollte, dann nur an
Deck.
Gerhard, Rostock, 13. Januar 2006 |