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Heute
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2019 |
Zwei Postschiffreisen

MS "Lofoten" |
Juli | September
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Im Juli und im September 2019 in Norwegen und auf der
Hurtigruten unterwegs, extra mit dem gerade ältesten Schiff - die LOFOTEN
von 1964 aus der „traditionellen Generation“ -, welches sich
weitgehend noch bzw. wieder im Originalzustand befindet. Sie bietet das
ursprüngliche Gefühl einer Schiffsreise auf einem Schiff, das bis heute
wie ein Schiff aussieht, genießen zu können, zumal es 2020 das letzte
Jahr im Linienbetrieb sein wird. |
M/S "Lofoten" (2) - IMO 5424562
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Zusammenstellung:
ABa, Hamburg
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A/S Akers Mekaniske
Verksted Oslo, 1964, Bau-Nr. 547, Post- und Passagierschiff, Rufzeichen
LIXN,
Heimathafen Tromsø, im Linienverkehr auf der Hurtigruten entlang der Küste
Norwegens,
Eigner/Reeder Hurtigruten AS (2006), zuvor OVDS (1996), FFR (1988), OVDS
(1988), VDS (1964),
1980 Überholung der Maschine in Aalborg, 1985 allgemeine Überholung mit
blauem Rumpf als Experiment,
2002 Modernisierung, 2003 im Sommer Kreuzfahrtverkehr, im Winter wieder
Hurtigruten,
2.621 BRZ, 1.099 NRT, 671 tdw, 87,4 m (L), 13,3 m (B), 4,6 m (T), 16 kn,
1x 2T-7Z-B&W Kopenhagen, Motor-Nr. 273, 2.480 kW (3.372 PS), 1x
Verstellpropeller,
87 Passagierkabinen, 154 Kojen, Restaurant, Café/Bar, Shop, 2 Salons,
Panoramadecks, max. 400 Passagiere. |
Noch bis Dezember 2020 für
die Hurtigruten in Fahrt, dann evt. weiter als
Expeditions-/Passagierschiff? |
Schwestern: "Kong
Olav" (1964, 1997 THA, 2012 †), ex "Nordnorge" (1964,
1996 "Worldlink" PAN, 2006 †) Basisdesign: ex "Harald
Jarl" (1960, 2002 "Andrea" HRV, 2012
"Serenissima" RUS) |

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Bodø - Kirkenes - Trondheim
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Hurtigruten-Reise mit MS "Lofoten" (Juli
2019) |
Eckehardt
Schwenzer, Dresden (bekannt von www.seeleute-rostock.de/Schiffe)
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Die acht Tage an Bord vergingen wie im Fluge.
Herrliche Landschaften, bestes Wetter und ein wahnsinnig schönes Schiff,
bei dem noch fast alles so erhalten ist bzw. in den letzten Jahren wieder
so rekonstruiert wurde, wie es 1964 in den Dienst ging. Auch die
Hauptmaschine (7-Zyl.-Zweitakter) von B+W tut seitdem zuverlässig ihren
Dienst und ist somit (so sagt es zumindest die Besatzung) die älteste
durchgehend in Betrieb befindliche Hauptmaschine in einem noch im
Liniendienst stehenden Schiff.
Auf keinem anderen Schiff sind die Brückennocks ständig für die Fahrgäste
einladend geöffnet, kann man sich außerhalb der Aufbauten überall den
Wind um die Nase wehen lassen und eine Seereise noch so genießen, wie
sie ist - ohne irgendwelchen Schnickschnack, Schickimicki und Bespaßung.
Die Arbeit der Maschine war allgegenwärtig, an den unterschiedlichen
Vibrationen und dem gelegentlichen Klappern einzelner Deckenelemente in
der Cafeteria konnte man die Drehzahlen erkennen. Mit den Geräuschen von
Maschine und Propellerwelle (Kammer lag direkt neben dem
Maschinenschacht) ging man schlafen und wachte man auf. Selbst die
Mannschaft ist so mit dem Schiff verwurzelt, dass sie ein Umsetzen auf
andere Schiffe nicht oder nur sehr schwer verkraften würde.
Leider ist die Herrlichkeit Ende Dezember 2020 vorerst vorbei, denn da
wird das Schiff aus dem regulären Fahrplan genommen. Was dann passiert,
weiß noch niemand - wahrscheinlich geht es in den Sonder- und
Charterverkehr. Es steht zumindest unter Denkmalschutz, und die Norweger
gehen mit ihrem maritimen Erbe wesentlich behutsamer um als viele hier in
Deutschland. In fast jedem noch so kleinen Hafen liegt mindestens ein
bestens gepflegtes historisches Schiff, und wenn es ein Fischkutter ist.
In Hammerfest kamen wir z. B. an einem kleinen Postschiff von 1959
vorbei, der Eigentümer war gerade da und lud uns spontan zur
Besichtigung ein - einfach traumhaft, außen und innen eine Zeitreise 60
Jahre zurück … |
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Das MS "Lofoten" im Bild: |
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Fotos: Juli 2019 Eckehardt
Schwenzer, Dresden
Fotoshow mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I.
Jackson |
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 Die "Gamle Mårøy" (gamle =
alt) wurde 1959 in der Kaarbø Mekaniske Verksted in Harstad gebaut und
war von 1959 bis 1980 für die FFR (Finnmark Fylke-Reederei &
Transportunternehmen) an der Küste der Finnmark tätig. In dieser Zeit
war das MS "Mårøy" eine wichtige Verbindung zwischen dem
Gemeindezentrum Mehamn und den abgeschiedenen Dörfern im Tanafjord. 1980
wurde der alte Motor, ein Wichmann 400 PS, durch einen Caterpillar mit
565 PS ersetzt. 1980 wurde die "Mårøy" nach Myre/Nordland
verkauft und trat in die Fischereiaufsicht & Küstenwache ein, wo sie
bis zum Jahr 2000 im Einsatz war. Im Jahr 2003 wurde das Schiff
weiterverkauft und in Tourismus und Ausbildung eingesetzt. Die Behörde für
nationales Kulturerbe hat das Schiff 2007 als maritimes Denkmal
eingestuft. Das Schiff wurde im Inneren kaum verändert und ist eines der
wenigen Schiffe dieser Art, die noch in Betrieb sind. Das Ziel des
Schiffseigners ist es, die "Gamle Mårøy" mit Heimathafen
Hammerfest als schwimmendes Kulturdenkmal nach antiquarischen Prinzipien
zu pflegen. Das Schiff wird nun in Absprache mit der Behörde für
nationales Kulturerbe restauriert. |
Foto/Text:
"Gamle Mårøy"/Norsk Forening for Fartøyvern, Oslo
(Norwegische Vereinigung für Schiffserhaltung) |

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Bergen - Nordkap - Kirkenes - Bergen
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Hurtigruten-Reise mit MS "Lofoten" (17. -
28.09.2019) |
Wolfgang König,
Berlin
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Tag 1 - Dienstag, 17.09.2019 - Bergen
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21:30 Uhr, die Reise
begann, wir legten ab. Plötzlich kam mir der Kapitän entgegen, alleine.
Das nutzte ich gleich aus. Natürlich wusste ich, dass Brückenbesuche
angeboten werden. Aber das wollte ich ja nicht mit einer Horde Touris
machen. Also wurde das schöne alte Schiff gelobt, was ja auch stimmt,
und ganz beiläufig erwähnte ich, dass ich als Deckhand (Deck/Matrose)
auf Frachtschiffen zur See gefahren bin. Und gaaanz zufällig hatte ich
Fotos dabei: Wolfi beim Rostklopfen, Labsalen im Mast, beim
Notrudergehen, auf Kammer und selbstverständlich Fotos von unserer alten
Typ-IV-Lady, der "Schwerin" (1). Er war hellauf begeistert, und
ich bekam meine Einzelführung auf der Brücke.
Damit er das und mich nicht vergisst, hatte ich bei der Vorstellung der
Crew mein Vereins-T-Shirt mit dem Logo der Schwerin und dem Rufzeichen
angezogen und mich in die erste Reihe gemogelt. Als er mich sah, grinste
er und hob den Daumen.
So, nun musste ich aber erst einmal
auspacken. Seit ich an Bord bin, war ich nur an Deck, um das Schiff zu
erkunden. |
Tag 2 - Mittwoch 18.09.2019 - Florø, Måløy,
Torvik, Ålesund, Urke, Molde, Kristiansund |
Gegen 00:00 Uhr fingen wir
an, Hustadvike zu überqueren. Das bedeutete, zwei Stunden über
die offene See zu fahren. Mitten in der Nacht wurde ich durch einen
lauten Krach munter. (Nachdem ich in meiner kleinen, aber gemütlichen
Kammer mühsam meine Plünnen verstaut hatte, war ich hundemüde in meine
Koje gegangen und sofort eingeschlafen.) Der Krach war mein Koffer, der
wie ein Schlitten durch die Kammer sauste. Hin und her und her und hin.
Von Wand zu Wand. Als ich aus meiner Koje klettern wollte, hing ich plötzlich
an der Decke, und unversehens lag ich wieder in meiner Koje. Wir bekamen
richtig einen auf die Mütze, und was für einen! |
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Ich wusste gar nicht, was
ich zuerst sichern sollte. Auf dem Tisch das Netbook, Camcorder, Handy
oder vielleicht doch lieber mich. Und vor allem, wohin damit? Also packte
ich alles, außer mich, in den Koffer. In Ermangelung von Laschmaterial,
es war drei Uhr Nachts, zog ich den Gürtel aus meinen Jeans und das Bändsel
aus meiner Freizeithose und band den Koffer mit der einen Seite an die
Heizung und mit der anderen am Tisch fest. Nun hatte ich noch das Problem
mit der Leiter. Die brauchte ich, um in meine Koje zu kommen. (Auf der
Backskiste schlafen ging nicht. Die war einfach zu schmal. Da wäre ich
garantiert runtergefallen, nicht weil ich zu dick bin, sondern weil sie
schlicht zu schmal ist. Auf den Boden legen ging nicht.) Ohne Leiter wäre
ich weder in, noch aus meiner Koje gekommen. Da half nur eines, sie
musste mit in die Koje. Also Leiter angestellt, raufgeklettert, Leiter
hochgezogen und reingelegt. Es war eine grausame Nacht. Wir beide, die
Leiter und ich, kamen uns ständig ins Gehege. Andere gehen mit Frauen
ins Bett ... und ich mit einer Leiter?
Am Morgen nahm das Schaukeln noch zu. Dank meiner Nachtbegleiterin kam
ich gut aus der Koje. Mein lieber Herr Gesangsverein. Was war das für
ein Geschaukel! Meine Kabine ist die zweite von vorn an Backbord. Ich
glaube, mehr brauche ich dazu nicht sagen. Mitten beim Anziehen bekam ich
plötzlich so ein komisches Gefühl. Ich legte mich auf die Backskiste.
Nach zehn Minuten war alles wieder ok. Weiter anziehen. Als ich die Strümpfe
anziehen wollte, ging es wieder los, und ich lag wieder flach. Das ging
gar nicht. "König, reiß dich zusammen! Du hast doch schon ganz
andere Sachen geschafft. Bist an einem Hurrikan vorbeigeschrammt, hast
die Drake-Straße durchfahren, im Pazifik einen Monstersturm abgeritten,
da wird dich doch das hier nicht umhauen!"
Stimmt, umgehauen hat mich das nicht, aber doch ganz schön in die
Bredouille gebracht. Und dann, wie ein Mann aufgestanden, fertig
angezogen und erst einmal an Deck gegangen. Danach ein gutes Frühstück,
und die Welt war wieder in Ordnung. Die wenigen, die zum Frühstück
kamen, stiefelten sehr unsicher durch die Gegend, und ich konnte schon
wieder darüber lachen und ihnen zeigen, wie man sich bei diesem Wetter
bewegt. Aber bei mir dachte ich - Angeber, wenn die wüssten ... |

So musste das sein, man sollte doch merken, dass man auf dem Meer ist
... |
Nachtrag 1:
Drei Tage vor Ende der Reise bemerkte ich hinter der Backskiste etwas,
das wie ein Bändsel aussah. Als ich das etwas genauer untersuchte, bekam
ich fast einen Herzinfarkt. Das Bändsel war kein Bändsel, sondern ein
Gummi, der das Bettzeug an der Rückenlehne festhielt. Die Backskiste war
nämlich auch ein Bett!

Da war ich zehn Tage auf dieser bescheuerten Leiter hoch und runter in
die obere Koje geklettert, habe mir dabei desöfteren alles gestoßen,
was man sich nur stoßen kann, und dann ist die Backskiste ein Bett. Dumm
gelaufen! |
Tag 3 - Donnerstag 19.09.2019 -
Trondheim, Munkholmen, Rørvik |
Ab 19:30 Uhr überquerten
wir Folda, eine offene Seestrecke. Es wurde wieder eine unruhige
Nacht. Alles flog durch die Kammer, und um 02:14 Uhr flog mein Wecker
durch die Kabine und blieb stehen. Noch im Halbschlaf den
"Alarmkoffer" gepackt und weiter geschnuppelt. Umso schöner
war der nächste Tag. Waren unterwegs nach Honningsvåg. Von dort
ging es dann zum Nordkap. Hatte eigentlich an alles gedacht. Nur
nicht an warme Schuhe und warme Socken ... Nun versuchte ich mit drei
paar Socken übereinander in meine Schuhe zu kommen. Was mit Unterhosen
geht (Highland Games), muss doch auch mit Socken funktionieren?
Genug mit der internetlosen Zeit. Man wusste ja gar nicht, was in der
Welt los ist. Vielleicht machtet ihr schon wieder Revolution, und ich
kriegte nix mit ... |
Nachtrag 2:
War gerade vom Landgang in Trondheim zurück. Das war der dritte Hafen,
30 kamen noch. Nun etwas zu dieser besonderen Reise. Wir waren 140
Passagiere und voll ausgebucht, wie auch viele der nächsten Reisen mit
diesem Schiff. Als bekannt wurde, dass die LOFOTEN endgültig im nächsten
Jahr ausgemustert wird, begann ein wahrer Run auf dieses Schiff. Die
Preise stiegen, und die Besatzungsstärke wurde reduziert, wie auch das
Angebot an Bord. Was vorher bei der Buchung im Begrüßungspaket war,
z.B. das Schlüsselband für die ID-Card, ohne die an Bord nix geht,
Thermotrinkbecher und einiges mehr muss man jetzt bezahlen, und nicht
etwa für kleines Geld, nein. Trotzdem waren fast alle
Wiederholungspassagiere. Das geht von drei bis zu 15 Reisen mit diesem
Schiff. |
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Ich war wohl einer oder
sogar der Einzige, der das erste Mal auf der LOFOTEN mitfuhr. Die LOFOTEN
wurde 1964 gebaut, was man ihr, trotz aller Umbauten, ansieht. Aber wenn
man die Linien des Schiffes und das warme und gemütliche Ambiente sieht,
verzeiht man ihr gerne ihre Mängel. Auch mit "meinem" Kapitän
lief es bestens. Als ich mal in der Nock stand, Passagiere dürfen
dorthin, kam er aus der Brücke und unterhielt sich mit mir. Ich zeigte
ihm Fotos der SCHWERIN (Typ IV), und er kannte diese Schiffe und auch
unsere Bananenjäger. Er hatte sie oft in Hamburg gesehen. Er fuhr damals
auf Salén-Schiffen. Dann lud er mich alleine, ohne die anderen
Touris, zu einer Brückenbesichtigung ein. Auf Südkurs, da war es
ruhiger. Na also - geht doch. |
Tag 4 - Montag 20.09.2019 - Polarkreisüberquerung
(nordwärts) mit Taufe |
07:14 Uhr, unsere Old Lady
hatte sich gerade so über den Polarkreis gequält. Wir mussten mehrere
Anläufe nehmen, um rüberzukommen. Die Maschinisten konnten gar nicht
schnell genug Kohlen schaufeln, um das Maschinchen am Laufen zu halten.
Aber endlich hatten wir es geschafft. Ein kräftiger Ruck, und rüber
waren wir. Wir hatten uns gerade wieder von den Rettungswesten befreit,
von der Reling abgebänselt, und die wie immer fleißige Decksgang hatte
die Rettungsboote in den Davits festgezurrt, als Neptun an Bord kam!
Es begann das übliche Fragespiel, was wir ja vom Äquator her noch
kennen. Ich saß gut eingemummelt, hier sind 4 °C, Tendenz fallend,
gut geschützt in der zweiten Reihe. Plötzlich zeigte der Reiseleiter
auf mich, ich solle mal kommen. Als ich einen grinsenden Kapitän mit
einer kleinen Schaufel in der Hand sah, ahnte ich schon, jetzt geht's dir
an, nein in den Kragen. An Bord wird alles in vier Sprachen und immer in
der gleichen Reihenfolge erzählt. Zuerst auf Norwegisch, dann Englisch,
Französisch und zu guter Letzt auf Deutsch. Als die Menge um mich herum
immer wieder mal laut zu lachen begann, und das klang nach Schadenfreude,
wurde ich noch nervöser. Und dann verstand ich auch die Lacher. Der
Kapitän hatte erzählt, dass ich ein "richtiger" Seemann war
und die Taufen für "richtige" Seeleute oft heftig waren. Aber
da das ja hier nicht ging, hatte der Kapitän beschlossen, himself mir
ganz viel Eis in den Kragen zu schütten, deshalb die Schaufel, und dabei
grinste er wie ein Honigkuchen-Pferdchen. Für die Anderen, versicherte
er, würden sie eine kleine Suppenkelle nehmen.
Dann ging es los. Ich konnte nichts sehen, aber das Gemurmel, das plötzlich
entstand, und wie lange der Kapitän brauchte, um Eiswürfel in die
Schaufel zu schaufeln, beunruhigte mich noch mehr. Dann kam der Hammer.
Ein kurzer Griff an meine Kutte, und die Eisstücke purzelten nur so los.
Ich dachte, das hört gar nicht mehr auf. Den Ausdruck - das Blut gerinnt
einem zu Eis - konnte ich nun verstehen. Als Nachschlag bekam ich dann
noch etwas aus der Suppenkelle. Als dann kein Eis mehr kam, nahm mich
Neptun noch in seine starken Arme, damit auch jedes Eisstückchen einen
Platz oder eine Öffnung findet, wo es in aller Ruhe auftauen kann. Man
sagt doch, Schadenfreude ist die schönste Freude. Das sahen die Anderen
auch so. Nachdem ich das obligatorische Schnäpschen, ich bekam zwei
davon, runtergeschüttet hatte, durfte ich gehen. Auf Kammer zog ich mich
dann um. Ich war nass vom Scheitel bis zur Sohle. Sogar in den
Badelatschen schwamm Wasser. Es waren noch so viele Eisstücke nicht
geschmolzen, dass ich damit ein Glas hätte füllen konnte. Das war ein
toller Spaß gewesen, an den ich mich sicher noch lange erinnern werde. |
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Tag 4 - Montag 20.09.2019 - Ørnes, Bodø,
Stamsund, Svolvær,Trollfjord |
Gegen 22:35 Uhr begann die
Durchfahrt durch den Raftsund, eine 23 Kilometer lange Meeresenge.
Auf dem Achterdeck gab es ein, oder noch ein, … oder noch ein heißes
Trollfjord-Getränk, Rotwein mit einem (starken) Schuss Rum, und
hausgemachte Fischsuppe. Als es hieß, wir fahren in den Trollfjord, war
es bereits 23 Uhr und stockdunkel. Ich wollte schon auf Kammer gehen.
Aber es standen noch so viele an Deck, und wir unterhielten uns, so dass
ich halt auch geblieben bin. Gott sei Dank, dass ich das machte. Der
Fjord ist ca. 11 km lang, stellenweise nur 100 m breit und die Felsen
ragen 1000 m steil in die Höhe. Durch die Scheinwerfer angeleuchtet,
immer wieder von links nach rechts, hoch und runter, war das richtig
gespenstisch. Zeitweise fuhren wir so dicht an den Felsen vorbei, dass
wir sie fast anfassen konnten. Und einige behaupten felsenfest, und das
nicht wegen dem superleckeren Trollfjord-Getränk zuvor, sie hätten
Trolle gesehen.
Als wenn das nicht schon T(r)oll genug wäre, :-), kam noch die Krönung.
Vom Kapitän, mit vielem Wenn und Aber angedeutet, auch noch mit einem
Vielleicht, passierte es. Plötzlich leuchteten Polarlichter über den
Bergkuppen auf. Zuerst noch ganz zart, als wenn sie sich erst einmal
umsehen wollten, ob es sich überhaupt lohnt. Dann sahen sie uns und
legten los. Ich dachte immer, na und, da leuchtets, was soll's. Aber was
wir sahen, das hat uns verzaubert. Die LOFOTEN fuhr nur mit dem
notwendigsten Licht. Es war total still auf dem Schiff. Sogar die
Schnattertaschen, die immer ihren Senf zu allem dazu geben mussten,
schwiegen. Nach ca. 40 Minuten haben sich die Polarlichter genauso sanft
wieder von uns verabschiedet, wie sie gekommen waren. Der Kapitän
meinte, so früh hat er Polarlichter in dieser Gegend noch nicht gesehen,
erst recht nicht in dieser Intensität. Wir waren so aufgekratzt, dass
wir noch bis 2:30 Uhr an Deck standen und das erst einmal verdauen
mussten. Irgendjemand sagte plötzlich: "Ich war so begeistert, dass
ich gar nicht fotografiert habe. Kann mir jemand einige Fotos
geben?" Aus der Dunkelheit kam: "Mist, ich habe auch nicht
fotografiert." Nach und nach stellten wir fest, dass wir alle es vor
lauter Entzückung einfach vergessen hatten. Nun hofften wir, wir fahren
ja immer weiter nordwärts, dass wir noch einmal eine Chance bekommen
werden. So Troll will ... ;-) |
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Tag 6 - Sonntag 22.09.2019 -
Hammerfest, Havøysund, Berlevåg, Mehamn, Honningsvåg, Nordkap, Kjøllefjord,
, Båtsfjord |
Wir waren gerade vom Nordkap
zurückgekommen, an Bord gegangen, als auch schon die Gangway eingeholt
wurde. Weiter unterwegs nach Kirkenes. Dort ist Halbzeit der Reise. Für
einige wenige war dort die Reise zu Ende. Aber 80% blieben bis zurück
nach Bergen an Bord. Heute war nun der Ausflug zum Nordkap gewesen. Man
machte uns nicht viel Hoffnung, dass wir dort überhaupt was sehen
werden. Die Busfahrt dorthin schien das zu bestätigen. Erst war die
Sonne weg, dann regnete es, und dann begann es zu schneien. Na toll. Als
wir dann oben ankamen, war der Regen/Schnee wie weggeblasen! Auf dem
Riesen Parkplatz standen nur unsere zwei Busse. Dann klarte es auch noch
auf. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Wir waren allein auf dem
Plateau, und dann ließ sich auch noch die Sonne blicken. Etwas zaghaft,
aber immerhin. Das ganze Plateau hatte etwas Mystisches an sich. Aber
seht selbst. |
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Tag 7 - Montag 23.09.2019 - Teil 1 -
Kirkenes, Vardø, Båtsfjord, Berlevåg, |
09:00 Uhr Ankunft in Kirkenes.
ENDLICH kein Geschaukel mehr. Die letzten 24 Stunden waren wirklich
heftig gewesen. Sturm, Wellen und viele kotzende Passagiere. Zwei Häfen
wurden nach mehreren Versuchen nicht angelaufen. Der Speiseraum war leer
wie selten. Immer wieder schepperte es. Ob in der Kombüse oder bei uns
im Speisesaal, du musstest darauf achten, was dich treffen könnte. Ungefährlich
waren die kleinen oder größeren Dinge, die durch die Gegend pfiffen.
Harmlos war z. B. Butter mit/ohne Brot, gepökeltes Rentierfleisch,
geschmorte Elchzungen, Schokoeis ohne (das kam vom Büffet) oder mit
Obst, Vanillesoße und anderem (das kam von den Tischen). Gefährlicher
waren da schon wie "Geschosse" durch die Gegend segelnde Teller
(mit und ohne Essen) sowie Besteck jeglicher Art. Aber am gefährlichsten
waren hilflose, durch die Gegend taumelnde Passagiere. In ihrer Not,
nicht ständig pausenlos von Backbord nach Steuerbord hin und her und her
und hin und hin ... gejagt zu werden, versuchten sie sich verzweifelt
irgendwo festzuhalten. Egal an was. Erwischten sie dich, konntest du nur
hoffen, dass sie keinen Arm, keine Hand oder ähnliches von dir
ergriffen. In ihrer Not hielten sie fest, was sie hatten, auch auf die
Gefahr hin, dir den Arm auszureißen. Ich war dem zweimal knapp
entgangen. Als ich mal sah, dass sie mich treffen mussten, stoppte ich
sie mit offenen Armen. Wie in einer Zange gefangen, konnten sie mich
nicht greifen, ich brachte sie dann zum nächsten Stuhl und machte, dass
ich wegkam. Die eigene Sicherheit ging vor. Um Ein Uhr nachts dann die
Durchsage - absolutes Verbot, die Außendecks zu betreten.
Vorsichtshalber schlief ich dann auf der Backskiste. Sollte ich da
runterfallen, tut mir das nicht so doll weh, als wenn ich aus meiner Koje
aus 1,50 m rausfalle. Schließlich ist MANN ja keine 50 mehr. :-) |
Tag 7 - Montag 23.09.2019 - Teil 2 - Königskrabben-Expedition |
Manchmal glaube ich, wenn
ICH eine Reise mache, muss bei mir etwas schief gehen (GREY FOX,
Antarktis, Higland Games), aber am Ende hatte es sich dann doch für mich
gelohnt. Ich hatte eine Königskrabben-Expedition gebucht. Mit einem
Speedboat rausfahren, Krabbenkäfig rausholen, und danach lecker essen.
Noch zu Hause kam die Info, Programm geändert, Speedboat fällt aus, nur
noch Crabs-Essen. Na gut, besser als nichts. Gestern Abend beim
Reiseleiter vorsichtshalber nochmal nachgefragt, ja so ist es. Heute
morgen um 9 Uhr mit 35 anderen Standby an der Gangway. Der Reiseleiter
checkte, ob alle da sind und ab zum Bus. Da standen zwei. Ein kleiner für
10 Personen und ein richtig Großer. Wir wurden gefragt - mit kleinem
oder großem Bus? Ich bin gleich zum kleinen gegangen, ist gemütlicher
und passt zu mir. Mit mir ein Ehepaar, noch nicht Ü70 wie ich. Wir
setzten uns hin, und kaum saßen wir, fuhr der Bus los, nur mit uns
dreien. Nach ca. 45 Minuten durch eine fantastische Landschaft kamen wir
zum Crab-Essen an, dachten wir zumindest. Kaum ausgestiegen wurde uns
erklärt, dass wir jetzt die Ausrüstung bekämen, und dann ging es mit
dem Speedboat zu den Fangkörben. Wir sahen uns an, bestätigten uns,
dass wir das Gleiche gebucht hatten - Crab-Essen ohne Speedboat - und
beschlossen, die Klappe zu halten. Wir bekamen sehr dicke Kombis,
Stiefel, Handschuhe, Brille und einen Kopfschutz der nur die Augen frei
ließ. Wir fanden das etwas übertrieben. Was hatten wir uns geirrt. Es
war sowas von kalt da draußen! Dann waren wir eine gute Stunde durch den
Fjord gefahren. Mal mit Speed, dann wieder ganz langsam am Ufer entlang.
Teilweise sah es dort wie im Indian Summer in Kanada aus. Dann wurde der
Fangkorb angesteuert. Die Krabben werden in der Barentsee mit
Krabbenfangkörben in ca. 40 bis 60 m Tiefe gefangen. Nachdem die Körbe
ausgesetzt wurden, bleiben sie 12 bis 16 Stunden da liegen und werden
dann wieder hochgeholt. Es dürfen nur männliche ab einem bestimmten Körperdurchmesser
gefangen werden. Die weiblichen müssen wieder zurück ins Wasser. Damit
immer genügend Krabben vorhanden sind, werden sie im Fjord in Körben
bei etwa 40 m Tiefe "geparkt" und bei Bedarf entnommen. Dabei
haben wir zugesehen. Unser Guide hat uns sehr viel Interessantes über Königskrabben
erzählt. Und dann kam der Moment, wo ich dachte, so und jetzt verscheißert
er uns. Königskrabben haben eine eingebaute Zahnbürste. Er hat dann von
irgendwo etwas herausgezerrt, dass aussah wie der Kopf meiner
elektrischen Zahnbürste und sich auch so ähnlich bewegte. Ich bin mir
immer noch nicht sicher, ob das so stimmt, aber wir haben es ja gesehen.
Dann ging es mit zwei Königskrabben zurück an Land. Zwei Krabben für
drei Personen, ich hatte gleich wieder etwas zu meckern. Ist doch vieeel
zu wenig für uns. |
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Wie war das mit dem
"Die Augen sind größer als der Bauch"? So eine Königskrabbe
hat acht Beine und zwei Scheren. Und die sind voll mit leckeren Fleisch.
Um es kurz zu machen, wir haben nicht alles geschafft. - Als wir gegangen
waren, sahen wir noch Huskys und das Weihnachtsrentier Rudolf. Aber noch
ohne roter Nase. Die bekommt es erst kurz vor Weihnachten. "Das
kannste glaum, Platsch Quatsch." (O-Ton Pittiplatsch, Ossi-Kobold im
Kinderfernsehen.)
Wir fuhren wieder auf die offene See, und ich musste meinen
"Alarmkoffer" füllen. Es schaukelte schon wieder sehr
bedenklich. "Mal sehen, wie viele heute zum Abendessen kommen." |
Tag 8 - Dienstag 24.09.2019 - Mehamn,
Kjøllefjord, Honningsvåg, Havøysund, Hammerfest |
Ein weiterer Traum hatte
sich für mich erfüllt: In Hammerfest wurde ich ein ordentliches Member
of The Royal and Ancient Polar Bear Society. Was sonst, bei diesen
Nachnamen? ;-) Jedoch die Aufnahmezeremonie wurde mir erlassen, da wir
nur vier Stunden in Hammerfest lagen. Normalerweise muss man einen Eisbären
fangen, diesen in die Society bringen und ihm dort einen dicken Schmatz
auf die schwarze kalte Schnauze geben. Danach wird er natürlich wieder
freigelassen. |
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Tag 8 - Dienstag 24.09.2019 - Øksfjord,
Skjervøy, Tromsø |
Unterwegs nach Tromsø. Dort
kamen wir gegen 23.45 Uhr an. Dann stiegen wir sofort in Busse und fuhren
über eine tolle Brücke zu Tromsøs berühmter Eismeer-Kathedrale. Dort
besuchten wir ein Mitternachtskonzert. Das ist so beliebt, dass nicht
alle mitkönnen. Ich war aber, dank meiner (guten) Beziehung zum Kapitän,
dabei. Anschließend ging's im Schweinsgalopp zurück zum Schiff, das um
01.30 Uhr ablegen sollte. Ich sah das noch nicht. Wir haben schon öfters
auf verspätete Busse warten müssen. Einer wurde sogar mit Hilfe der
Polizei, mit Blaulicht und viel Tatütata, zum Schiff begleitet. Na
schaun wa ma ... |
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Tag 9 - Mittwoch 25.09.2019 - MS
"Lofoten" |
Hier will ich mal über die
Old Lady berichten. Old Lady stimmt schon. Mit ihren 55 Jahren (Stand 2019), nur im Hurtigrutendienst, hat sie einiges
hinter sich. (Die Kümos von uns hatten größere Kammern gehabt.) Es
gibt 84 Kabinen, verteilt auf fünf Decks. Davon sind 55 Innenkabinen
zwischen 3-9 m². Bei einigen, wie viele genau weiß ich nicht, sind
Duschen und Toiletten auf dem Gang. Der Rest sind Außenkabinen zwischen
6-11 m² und drei mit 13 m², verteilt auf drei Decks. Auch hier haben
nicht alle Dusche und Toilette in der Kabine. Alle Kabinen sind
Doppelkabinen. Die meisten Kabinen befinden sich auf Deck B, also auf Höhe
der Wasserlinie, so auch meine. Das bedeutet, dass bei schlechtem Wetter
die Panzerblenden geschlossen sein müssen.
Ich, der es gewohnt war, in Eignerkammern zwischen 26 m² bis 34 m² zu
wohnen, war dem Herzinfarkt nahe. Nichts wie hin zum Reiseleiter. Der war
die Ruhe in Person. Er erklärte mir, dass das Schiff komplett ausgebucht
ist, dass die Panzerblenden wieder geöffnet werden, sobald das Wetter
besser wird, und ich würde sowieso die meiste Zeit in den einzigartigen
Lounges und Panoramadecks mit den anderen verbringen. Und außerdem hätte
ich schon eine der besten Kabinen. Hm, ich hätte ihm die Nase abbeißen
können.
Letztendlich hatte er Recht gehabt. Meine Kabine sah mich nur zum
Umziehen und zum Schlafen. Ich war, bis auf meine Schuhe, warm eingepackt
draußen an Deck. Es gab so viel zu sehen, mittlerweile hatte ich viele
Kontakte geschlossen, und wir redeten und tranken in den gemütlichen
Lounges und Panoramadecks. 140 Passagiere verliefen sich auf dem kleinen
Schiff. Also hatte sich alles zum Guten gewendet, und der Reiseleiter war
dann auch mein Freund. Ein Gutes hatte es gehabt. Ich brauchte meinen
Namen oder meine Kabinennummer nicht mehr zu nennen. Er sah mich, und -
Ja, Herr König, Kabine 201, danke, der Nächste bitte. ;-) Nur beim
Essen waren alle beisammen. Es gab zwei Sitzungen. Zum Frühstück und
zum Mittag war freie Platzwahl. Abends hatte jeder seinen festen
Sitzplatz. Ich hatte Glück und bekam einen der begehrten Fensterplätze. |
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Es gab an jedem Abend ein
Vier-Gänge-Menü. Da gab's nichts zu meckern, vom Feinsten. |
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Tag 10 - Donnerstag 26.09.2019 - Bodø,
Ørnes, Polarkreisüberquerung (südwärts), Nesna, Sandnessjøen, Brønnøysund,
Rørvik |
Um 08:50 Uhr hatten wir den
Polarkreis (südgehend) überquert. Auch hier gab es eine
"Touri"-Polartaufe für die, die nur die Südreise machten.
Anders als bei uns fand die in der Bar statt. Sie mussten nur einen Teelöffel
mit Lebertran trinken. Weicheier, nichts im Vergleich mit unseren Eiswürfel
im Halsausschnitt.
An diesem Abend fand unser Abschiedsbankett statt, da am nächsten Tag in
Trondheim viele das Schiff verlassen. Die Offiziers- und die Küchen-Crew
verabschiedeten sich. Der Chefkoch bekam den größten Applaus. Sein
Essen war einfach Spitze. Jeden Abend dieses Vier-Gänge-Menü! Jeder
Teller wurde im Restaurant noch einmal von ihm persönlich kontrolliert,
bevor er rausging.
So langsam begriff ich, dass die Reise in zwei Tagen zu Ende sein wird.
Es fanden sich verschiedene Grüppchen zusammen, die sich im Verlauf der
Reise angefreundet haben und gut verstanden. Der "harte Kern",
zu dem auch ich gehörte, der stundenlang, egal wie das Wetter war, draußen
zu finden war, der (fast) jeden Abend aus der Bar höflich, aber mit
Bestimmtheit rausgeschmissen wurde, um am nächsten Tag wieder freundlich
begrüßt zu werden, beschloss, die Nacht durchzumachen. Um das
durchzuhalten, legten wir uns einen nicht zu verachteten Vorrat an
Alkohol an. Morgen dann noch einmal die Old Lady hochleben lassen,
eventuell noch vergessenen Alkohol vernichten und dann irgendwann, aber
spätestens mittags, mit dem Packen beginnen. Weil ich mich aber kenne
und nicht allzu viel Allghuuhoool vertrage, habe ich schon mal damit
begonnen.
Um 23:59 Uhr, diese Zeitangabe habe ich vom Klönsnack übernommen,
trafen wir uns dann zur "Polarlicht-Wache". Da ich weiß, was
wir an Alkohol hatten, fürchtete ich, mit Polarlichtern wird es in
dieser Nacht wohl nichts werden. |
Noch zum Tag 10 - (Donnerstag
26.09.2019) - Trollfjord 01:30 Uhr nachts |
Das Telefon in den Kabinen
wird auch als Lautsprecher für Durchsagen genutzt. Toller Service, man
verpasst nichts. Jeder kann für sich entscheiden, ob er nur am Tag, oder
auch in der Nacht informiert werden will. Natürlich wollte ich immer
informiert werden.
Gestern am späten Nachmittag fuhren wir noch einmal in den Trollfjord.
Die Nachtfahrt war schon beeindruckend gewesen. Aber jetzt wurde es
nochmal getoppt. Kann ich nicht beschreiben. Abends in den Salons gab es
nur ein Thema - Trollfjord. Müde aber glücklich ging es in die Koje. |
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Plötzlich wurde ich durch
eine Durchsage geweckt. Wie bereits erwähnt, musste ich erst die
norwegische, dann die französische abwarten, bis endlich die englische
Durchsage kam. Müde, wie ich war, nur mit einem Ohr zugehört, das
andere schlief noch. Dann aber kam das Zauberwort - Polarlichter!
Was er noch sagte, einschließlich der deutschen Durchsage, hörte ich
schon nicht mehr. Ohne Strümpfe rein in die Sommerschuhe (eigene
Schuld), nichts als Freizeithose und Jacke an, und nix wie an Deck!
Was wir dort erlebten, alles, was wir erhofft hatten, wurde übertroffen!
Eigentlich soll es um diese Jahreszeit in dieser Gegend noch keine
Polarlichter geben. Aber, große Polarlichter achtern, von einer Seite
des Himmels bis zur anderen. Ein wunderschöner Anblick. Das Schiff
wurde, bis auf die Positionslichter, komplett verdunkelt. Die
Polarlichter tanzten, wurden kleiner, dann wieder größer, veränderten
ihre Lichtintensität, ihre Formen, einfach unglaublich. Es waren
ungeachtet der nächtlichen Uhrzeit unglaublich viele Passagiere an Deck.
Und trotzdem eine fast himmlische Stille. Man hörte nur das Klicken der
Verschlüsse der Kameras. Wurde mal gesprochen, dann wurde nur geflüstert.
Mittlerweile war es bereits 02:15 Uhr, und die Lichter tanzten noch
immer.
Dann fiel mir auf, dass immer mehr anfingen, herumzuhopsen oder
schlotternd in der Gegend zu stehen. Es stellte sich heraus, dass viele
wie ich schon geschlafen hatten. Da es ja eigentlich keine Polarlichter
geben sollte, wollte jeder schnell nur einen Blick darauf werfen, bevor
sie wieder verschwinden. Dass sie sich aber so lange zeigten, ahnte
keiner, und so zogen sie sich auch nur Jacken über die Schlafsachen drüber.
Also froren wir uns lieber den Hintern ab, als dieses Schauspiel zu versäumen.
Das Ganze hatte aber für mich einen kleinen Wermutstropfen gehabt. Egal
was ich auch anstellte, alle machten tolle Fotos, nur mein Handy und mein
Camcorder blieben dunkel. Aber mittlerweile habe ich ja viele nette Leute
kennen gelernt, die mir versprachen, Fotos zu überlassen. Entweder hier,
oder sie wollten sie mir nach Hause schicken. "Mal sehen, ob das
klappt." |
Nachtrag 3:
Alle, die versicherten, mir etwas zu schicken, hielten Wort. Ich bekam
einen Clip meiner Polartaufe, wunderschöne Polarlichter-Fotos, und Fotos
wo ich selbst drauf bin. |
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Tag 11 - Freitag 27.09.2019 -
Trondheim, Kristiansund, Molde |
Seitdem bekannt wurde, dass
das MS "Lofoten" aus dem regulären Hurtigruten-Dienst genommen
wird, begann ein wahrer Ansturm auf die letzten Reisen. Bis Dezember 2020
fährt sie noch im regulären Hurtigruten-Dienst und ab 2021 auf ausgewählten
Routen. Die letzte Fahrt im Dezember ist schon lange ausgebucht, obwohl
die Preise deutlich angehoben wurden. Auch auf dieser Reise merkte man,
dass viele, wie auch ich, noch einmal mit dem schönen alten Schiff
fahren wollten. Das drückte sich auch in den vielen Nationalitäten aus,
die an Bord waren. Sie kamen aus Holland, Schweiz, Frankreich, England, Südkorea,
USA, Neuseeland, Deutschland und eine Chinesin, die kein Wort englisch
sprach. Und alle wollten eine Abschiedsreise mit dem MS
"Lofoten" machen. |
Tag 12 - Sonnabend 28.09.2019 - Ålesund,
Torvik, offene See, Måløy, Florø, Bergen |
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Um 10:00 Uhr musste die
Kabine geräumt sein, und das Gepäck sollte im Gang stehen. ...
"Hab's geschafft! ;-)" |
10:30 Uhr fest in Bergen - ENDE der
Reise |
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Die Mannschaft brachte nun
das Gepäck in das Hurtigruten-Terminal, wo wir es uns abholten. Anschließend
fuhren uns Transferbusse zum Flughafen. --- Und das war
sie dann, diese eine unvergessliche Reise. |
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Fotos: September 2019
Wolfgang König, Berlin, & Mitreisende @ MS "Lofoten" |

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Unsere DSR-Seefahrt - Zwei Postschiffreisen: 17.01.2021
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