Kurz nach 21.00 Uhr war ich
am Rostocker Ratskeller. Wir warteten auf den Bus, der uns nach Kiel
bringen soll. Am 11. März kamen wir um 00.45 Uhr im Kieler Nordhafen
an, stiegen auf, und schon ging die Fahrt los. 04.00 Uhr waren wir in
der Schleuse, dort war Proviantübernahme, nach 06.00 Uhr setzten wir
unsere Reise fort. Gegen 13.45 Uhr waren wir Höhe Rostock.
Wir schrieben schon den 13. März, den ganzen Tag fuhren wir durch
das Eis. 17.00 Uhr war unser erster finnischer Hafen in Sicht, wir
liefen gleich ein und waren 17.45 Uhr an der Pier in Kotka fest. Nach
gut anderthalb Tagen waren die Ladearbeiten zu Ende und wir liefen aus.
Heute früh war mein ehemaliges "Brötchenschiff", die
"Kahleberg", hier eingelaufen. Leider hatte ich keine Zeit für
einen Besuch, schade.
Wieder war Wochenende - Sonnabend 17.30 Uhr waren wir in Valkom,
einem finnischen Industriehafen, eingelaufen. Bis zur nächsten größeren
finnischen Stadt waren es über 15 km, aber bei minus 16°C hat niemand
Lust an Land zu gehen. In diesem Hafen wurden wir mit 4000 cbm Holz für
Frankreich beladen.
Am 19. März gegen 17.00 Uhr liefen wir endlich aus Valkom aus, und
wir kamen recht gut voran. Aber dann, 20.00 Uhr, saßen wir im Eis fest
und warteten auf einen Eisbrecher. Es dauerte nicht allzu lange, der
Eisbrecher "UHRO" kam heran und befreite uns aus unserer
misslichen Lage. Er begleitete uns, bis keine Gefahr mehr bestand. Am nächsten
Tag, dem 10. Tag unserer Reise, war das Eis weg, dafür war aber der
Seegang da. Am 21.03.1991 fuhren wir gegen 21.30 Uhr wiederum an Rostock
vorbei. Leider waren wir zu weit weg, um etwas zu sehen.
Am Freitag, dem 22.03.1991, waren wir gegen 05.00 Uhr in der Schleuse
"Kiel-Holtenau" und übernahmen gleich Proviant für die
Reise. Gegen 06.30 Uhr begann die Kanalpassage durch den NOK
(Nord-Ostsee-Kanal). 13.15 Uhr erreichten wir die Schleuse von Brunsbüttel
und setzten unsere Reise fort. Etwa 15.30 Uhr hatten wir Cuxhaven
Bb-Seite querab. Es ging weiter an der holländischen Küste entlang.
Wieder war ein Sonntag - am frühen Morgen (04.30 Uhr) kamen wir in
Fecamp (Frankreich) auf Reede an, gegen 15.45 Uhr war Einlaufen. Wir
mussten durch eine Schleuse, es ging alles sehr eng zu, dazu noch die
Strömung, aber alles klappte prima. Es war stürmisch und nasskalt,
aber ich ging mir trotzdem etwas die Beine vertreten. Am 26.03.1991 kam
gegen 19.00 Uhr der Lotse an Bord, wir liefen aus Fecamp aus und
versegelten nach Forway (England).
Am nächsten Tag erreichten wir gegen 11.00 Uhr die Außenreede von
Forway, gegen 15.00 Uhr verholten wir zur Innenreede und machten an den
Tonnen fest. Am Abend des 28.03. fuhr ich mal an Land. Forway war ein
kleines schönes Städtchen in der Grafschaft Cornwall. Nach neun
Reedetagen verholten wir endlich an die Pier, und nach drei Tagen liefen
wir wieder aus Forway in Richtung NOK aus.
Heute waren wir den 30-sten Tag unterwegs, das Wetter war total
neblig, wir kamen nur sehr langsam voran. Donnerstag früh erreichten
wir gegen 01.00 Uhr die Lotsenstadion Elbe I, 05.00 Uhr waren wir an der
Schleuse Brunsbüttel und begannen die Kanalfahrt, die gegen 11.15 Uhr
endete. 12.30 Uhr, wir verließen die Schleuse Kiel-Holtenau und setzten
unsere Reise über die Ostsee fort. Gegen 19.00 Uhr fuhren wir wieder an
Rostock vorbei.
Am 14. April übernahmen wir um Mitternacht den Lotsen und liefen
gegen 02.30 Uhr in Kotka (Finnland) ein. In Finnland wurde pünktlich
mit den Löscharbeiten begonnen. Ein Teil der Besatzung hatte die Möglichkeit,
mit dem Seemannspastor eine Stadtrundfahrt durch Kotka zu machen und bei
Ihm zu Hause sein Blockhaus zu besichtigen. Wir wurden auf original
finnische Art bewirtet, und es wurde ein schöner, interessanter
Nachmittag.
Am 16. April 14.00 Uhr Bordzeit liefen wir aus Kotka aus. Es folgte
ein Seetag, an dem wir natürlich sehr schlechtes Wetter (Wind 8-9;
Seegang 6-7) hatten. Wir kamen nur sehr langsam voran.
Am 18. April liefen wir morgens um 06.00 Uhr in Sundsvall (Schweden)
ein und einen Tag später gegen 19.00 Uhr wieder aus dem Hafen aus.
Schon ein paar Stunden später, Sonnabend früh gegen 05.00 Uhr, waren
wir in unserem nächsten Hafen Norrsundet. Es war immer noch winterlich
kalt in Schweden, und das Beladen dauerte.
Am 23. April war es endlich soweit, wir waren seeklar und liefen
gegen 17.00 Uhr aus. Damit verließen wir Skandinavien und fuhren in
Richtung wärmerer Gefilde. Wir "jagen" mit rund 14 Knoten
durch die Ostsee und an Rostock vorbei in Richtung NOK.
Es war Donnerstag, der 25. April 19.45 Uhr, wir waren am Kiel-Turm,
übernahmen den Lotsen, und waren 21.00 Uhr in der Schleuse. 22.00 Uhr
beginnt die Kanalpassage, die am Freitag 06.00 Uhr zu Ende war. 09.30
Uhr gaben wir den Elblotsen am Feuerschiff "Elbe I" ab. Nun
waren wir wieder auf uns allein gestellt.
Am 27. April 1991 gegen 10.45 Uhr war Dover quer ab (Englischer
Kanal/ärmelkanal) und 18.00 Uhr Quessant - Biskaya. Die Biskaya war
recht freundlich zu uns, bei leichter Dünung 2-3 von quer Steuerbord
macht das Reisen richtig Spaß.
Der April war fast zu Ende, es war der 29./30., und um Mitternacht
gingen wir in El Ferrol (Spanien) auf Innenreede vor Anker. Um 17.00 Uhr
liefen wir in den Hafen ein. Der 1. Mai war ein ganz normaler
Schiffsarbeitstag, am Abend machte ich einen kleinen Spaziergang durch
die Stadt.
Der 2. Mai war Auslauftag, 19.00 Uhr setzten wir unsere Reise fort,
die Biskaya empfängt uns gleich mit Seegang 6-7. Am 04. Mai erreichten
wir gegen 18.00 Uhr die Lotsenstadion "Bonanza", übernahmen
den Lotsen und liefen weiter Richtung Schleuse. 22.30 Uhr erreichten wir
die Schleuse und 23.15 waren wir an der Pier in Sevilla fest. In Sevilla
war natürlich auch mal Zeit für einen kleinen Landgang, Sevilla ist
eine schöne südspanische Stadt, am meisten haben mir die vielen schönen
Mosaikarbeiten gefallen. Nicht nur an öffentlichen Gebäuden, sondern
auch an einfachen Häusern waren wunderschöne Mosaikarbeiten zu sehen.
Leider, in den schönen Häfen gingen die Lade- und Löscharbeiten fast
immer sehr zügig voran, und so liefen wir am 06. Mai gegen 18.00 Uhr
wieder aus. Gegen Mitternacht ging der Lotse wieder an der Lotsenstation
"Bonanza" von Bord.
Der Seegang hat uns endlich wieder, aber wir waren hart im Nehmen. Am
08. Mai fuhren wir gegen 08.00 Uhr an Lissabon vorbei, nun waren es noch
ca. 250 Seemeilen bis zu unserem nächsten Hafen.
Wir schreiben den 09. Mai 1991, es war Männertag, aber an Bord merkt
man nichts davon. Am Abend feierten wir im kleinen Kreis bis zur Reede
von Villagarcia (Spanien), die wir gegen 23.00 Uhr erreichten. Am nächsten
Morgen liefen wir gegen 10.00 Uhr in Villagarcia ein. Nach dem
Abendessen machte ich einen kleinen Bummel an Land, eine Telefonzelle
suchen, um zu Hause anzurufen. Sonnabendnachmittag wieder ein kleiner
Landgang, heute war in Villagarcia Markttag. Es war sehr interessant,
was es alles so gab, vor allem an Fisch. Aber bei den Preisen war an
Einkaufen nicht zu denken. Am Abend machten wir, ein paar Matrosen und
ich, noch einen kleinen Stadtbummel, wenigstens einmal ein spanisches
Bier trinken. Für den 13. Mai war Auslaufen geplant, deshalb gingen wir
wiederum an Land, um uns noch einmal in Spanien die Füße richtig zu
vertreten. Natürlich klappte es am 13. nicht mit dem Auslaufen. Aber am
nächsten Tag war es endlich soweit, 16.00 Uhr war Ladeende, 18.00 Uhr
kam der Lotse, wir verließen nicht nur Villagarcia, sondern auch
Spanien.
Das nautische Personal hatte mit spitzem Bleistift errechnet, das wir
bis zum nächsten Hafen, Limassol auf Cypern 8 Tage und 20 Stunden benötigen
würden. Let's go! Am 16. Mai, so gegen 14.30 Uhr, fuhren wir an
Gibraltar vorbei. Leider war es sehr diesig und deshalb nicht viel zu
sehen. Nun waren wir also im Mittelmeer. Einen Tag später um
Mitternacht sahen wir Algier. Der neue Tag empfing uns mit schlechtem
Wetter, es war hundekalt, sehr windig und schaukeln tat's auch. Nichts
wurd's mit Mittelmeerbräune, und das mitten im Mai. So verging ein Tag
wie der andere, auch Pfingsten ging ohne Besonderheiten an uns vorüber.
Wir schrieben schon den 21. Mai und kamen recht gut voran. Gegen 10.00
Uhr hatten wir die Insel Kreta Bb-Seite querab. Unser letzter Seetag vor
Limassol.
Gegen 05.30 Uhr am 23. Mai kamen wir Limassol-Reede an, und 06.00 Uhr
liefen wir auch gleich ein. Leider wurde es nichts mit dem Landgang, da
es bis zu Stadt sehr weit war. Wir waren ja nicht lange in Limassol,
kein Landgang, schon am nächsten Tag um 16.30 Uhr liefen wir aus, aber
nur bis auf Reede, denn noch wusste niemand, wohin wir fahren sollen
("For Order").
Sonnabend hieß es um 13.00 Uhr "Anker auf", wir verließen
die Reede von Limassol und versegelten nach Volos (Griechenland). Am
Sonntag fuhren wir den ganzen Tag an der griechischen Inselwelt entlang.
Um die Mittagszeit hatten wir die Insel Rhodos Stb-Seite querab.
Am Montag, es war um 16.15 Uhr, erreichten wir Volos Reede, 16.50 Uhr
"fall Anker". Der "Gerüchteküche" nach sollten wir
bis Mittwoch auf Reede liegen bleiben. Aber schon am Dienstag liefen wir
18.00 Uhr in Volos ein. Dabei war es regnerisch und hundekalt. Am Abend
ein kurzer Landgang, es war recht nett hier. Volos ist ein schönes
griechisches Touristenstädtchen, man kann schön spazieren gehen und es
sich gut gehen lassen. In Volos ging es mit den Ladearbeiten sehr zügig
voran. Am 30. Mai war um 17.00 Uhr Ladungsende, und schon um 18.00 Uhr
liefen wir aus Volos aus und verließen somit Griechenland.
Der letzte Tag im Monat Mai - um 15.00 Uhr haben wir unseren südlichsten
Reisepunkt erreicht und biegen in westliche Richtung ab, Richtung
Heimat. Es war nun Juni. Sonnabend, der 01., ein ganz normaler Seetag -
Sonntag, der 02., gegen 06.00 Uhr Insel Malta querab - Mittwoch, der
05., 13.00 Uhr Gibraltar querab, 14.45 Uhr Straße von Gibraltar
passiert. Der Atlantik hatte uns wieder. Gegen 18.00 Uhr erreichten wir
Kap Vinestre, und fuhren wieder an der portugiesischen Küste entlang.
Am nächsten Tag hatten wir um 15.00 Uhr Lissabon Stb-Seite querab.
Freitag, der 07. Juni um 03.00 Uhr, die "diensthabende
Welle" hatte uns erwischt, alle waren munter, es herrschte Seegang!
Schotten schlugen, Gläser und Flaschen gingen zu Bruch und durch die
undichten Schotten kam uns der Atlantik im Schiff besuchen. Nun hieß es
Schadensbegrenzung. Aufräumen und zählen, was zu Bruch gegangen war.
Im Wirtschaftsbereich hielten sich der Schaden und die Scherben in
Grenzen. 15.00 Uhr erreichen wir Kap Finesterre, wir waren in der
Biskaya, aber das Wetter war hier auch nicht besser.
Sonntag, der 09. Juni, gegen 03.00 Uhr Quessant querab, der englische
Kanal hat uns wieder. Zirka 25 Stunden brauchten wir bis zur Straße von
Dover, und weiter ging es in Richtung New Holland.
Am 11.06.1991 um 06.00 Uhr kamen wir in New Holland (England) an und
liefen auch gleich ein. Mitten im Sommer herrschte in England
Herbstwetter, es war alles grau in grau und es regnete. Wir brauchten
nur einen Tag, dann war wieder Auslaufen, aber nur bis zur Humber-Mündung,
dort hieß es "fall Anker". Bis 20.30 Uhr bleiben wir liegen,
dann gingen wir Anker auf und versegelten nach Blyth.
Es war Donnerstag, der 13.06.1991, und gegen 06.00 Uhr liefen wir
ein, erst einmal zum Warteplatz. Von hier waren es nur ca. 3 Minuten bis
zur Stadt. Blyth ist eine schöne kleine englische Stadt. Schade, dass
das Wetter nicht besonders war, vielleicht wurde es noch. Am Sonnabend
verholten wir 11.00 Uhr an unseren Liegeplatz, der Kohlepier. Ich
spazierte am Nachmittag über den Trödelmarkt, es gab recht
interessante Sachen, aber alles viel zu teuer. Am Abend gingen wir in
Blyth in einer Kneipe (Pub) ein Bierchen Guinnes trinken. Das Guinnes
(bitteres, schwarzes Bier) ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber nach dem
dritten Bier ging es und es schmeckte. Auch der Sonntag war verregnet.
Montag begannen 08.00 Uhr die Ladearbeiten, aber schon 08.30 Uhr war die
Anlage kaputt. Ab 11.00 Uhr ging es weiter und 16.00 Uhr war Ladeende.
17.00 Uhr liefen wir aus Blyth aus. Die englischen Girls verabschiedeten
ihre Sailors, mit dem Ruf "Bye, bye and good luck".
Nun versegelten wir nach Kopenhagen (Dänemark). Dienstag war ein
ganz normaler Seetag, aber es war hundekalt, und der Seegang nimmt zu.
Mittwoch früh gegen 04.30 Uhr - Rasmus hatte ein Opfer gefunden, mich!
Meine Kammer war richtig abgesoffen -- Schei...!! 07.00 Uhr fuhren wir
um Skagen herum, 19.30 Uhr waren wir im Öresund, zwischen Helsingör
und Helsingborg, und 21.00 Uhr erreichten wir die Reede von Kopenhagen.
Nun war Donnerstag, der 20.06 1991, und unser 100. Reisetag. Gegen
06.00 Uhr liefen wir in Kopenhagen ein. Für einen kurzen Landgang
reichte die Zeit. Schon am anderen Tag liefen wir 11.00 Uhr aus
Kopenhagen aus, es ging nach Antwerpen (Belgien).
Unterwegs erhielten wir die Nachricht, dass wir in Antwerpen abgelöst
werden sollen. Alles war in Aufbruchstimmung, es wurde wieder gescherzt
und gelacht. Zum Sonntag gab es noch einmal für alle viel zu tun, die
Wirtschaft machte Inventur und Abrechnung. Die Maschine putzte die
Maschine und räumte ihre Stores auf, und an Deck wurde alles für das Löschen
vorbereitet und für die Übergabe bereit gemacht.
23.06.1991, 16.30 Uhr, Hoek von Holland, der Lotse kam an Bord, 19.15
Uhr Lotsenwechsel in Vlissingen, 22.00 Uhr Antwerpen-Schleuse und 23.00
Uhr Antwerpen an der Pier fest.
Am 24.06.1991, einem Montag, gingen die Absteigevorbereitungen in die
Endphase. Überall wurde geschrubbt und poliert, sortiert und gerechnet,
aufgeräumt und gepackt.
Am 25.06.1991 war der 105. Reisetag und Ablösetag, gegen 01.30 Uhr
kam die Ablöserbesatzung mit zwei kleinen Bussen an. Wir stiegen gegen
03.00 Uhr ab, 03.30 Uhr saßen wir im Bus und fuhren nach Hause. Gegen
16.30 Uhr kam ich endlich in Rostock an, ich öffnete die Tür und war
zu Hause.
Mittwoch hatte ich frei. Am Donnerstag war ich noch einmal bei der
Reederei und machte meine Abrechnung, und dann ging es in die Freizeit.
Am 19.07.1991 war ich mal wieder bei der Reederei, es ging um das
Ausscheiden aus der Reederei.
Am 29.08.1991 Lauftag bei der DSR, ab 11.00 Uhr kein DSR-Angehöriger
mehr, nach 20 Jahren und acht Monaten, oder nach 7569 Tagen???
Gerhard
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