Keine Leute, keine Leute. Am
30. Juli 1975 war ich schon wieder an Bord, und schon wieder ein
anderes Schiff - anderes Ladegeschirr, andere Lukenabdeckung, andere
Besatzung.
Was wird diese Reise wohl bringen? Schon der erste Eindruck war ganz
anders als auf der "Frieden", es war alles lockerer,
freundlicher, der ganze Umgangston war einfach anders. Diese Reise sollte
uns über Westeuropa nach China und Nordkorea führen - dorthin, wo ich
gerade herkam. Unser Reiseleiter war Kapitän Dippert, aber wer war noch
alles mitgefahren? Koch (Klötie), II.NO. Tesch, III.NO. Bütow, Funker
Huck (Hacki), I.NG. Peschel, II.NG. Rogge, III.ING. Knoreck, Eisbär
Apel, Assi Hildebrandt und die ganzen Maschinenlords, und die Decksgang
Bienenfleiß mit Bootsmann Ude an der Spitze, Ede Rolf Bombal, Peter
Garthoff (Kneipe), Pommerenke, Schmidtl, Schimpf, Bodo, Krähe, E-Mix
Adolf, Storekeeper und Frau Bärbel sowie der längste Schwanz der
Reederei - ich glaube es war Heidi, oder??? - und die Lehrlinge Palchen
und Kuhli. Und da war auch noch Maschke Siggi. Wieder sind viele Namen
aus dem Gedächtnis heraus, aber sicher werdet ihr mir, wenn Ihr diese
Zeilen lest, auf die Sprünge helfen.
Über diese Reise weiß ich eigentlich nicht mehr viel, nur, dass sie
wohl schön war. Frl. Heidi Schwanz verarztete mich einmal, weil mir bei
einer Feier der Feuerlöscher entgegengerast kam.
Noch eine kleine Begebenheit: Es war mal wieder eine "Bärenparty"
(Kammerparty beim Eisbären). Ich war schon früher schlafen gegangen.
Mitten in der Nacht kam der Eisbär zu mir, machte mich munter und fragte
mich, ob ich ein grünes Pferd kaufen will. Ich warf ihn aus der Kammer,
und lachend ging er auch. Gegen 5.00 Uhr wurde ich wieder munter und
ging zum Eisbären. Es war alles ruhig. Nun hatte ich einen
Gedankenblitz. Ich weckte den Eisbären und sagte ihm, dass ich es mir überlegt
habe und das grüne Pferd kaufen wolle, er solle mir den Preis nennen.
Diesmal warf er mich aus der Kammer, und daraufhin ging ich nun laut
lachend. Solche Begebenheiten sprachen sich natürlich immer schnell auf
dem Schiff herum.
Aber auch die schönste und lustigste Reise ging mal zu Ende.
Eigentlich sollte ich nur ein paar freie Tage abgelten, und ich freute
mich auch schon auf die nächste Reise. Aber es kam alles ganz anders.
Ich ging zurück an Bord, wollte meine Sachen auspacken und
Reisevorbereitungen treffen. Da wurde ich zum Kapitän gerufen, bei dem
schon zwei mir unbekannte Herren (Genossen) warteten. Man fragte mich über
eine mir vorher sehr nahe stehende Stewardess aus. Anschließend fuhren
wir mit meinem ganzen Gepäck zum Haus der Schifffahrt. Dort ging es in
den 8. Stock, wo wiederum ein längeres Gespräch folgte. Dabei
erfuhr ich, dass die besagte Stewardess Schiff und Republik verlassen
hatte. Man hatte ja schon so einiges über die Folgen solcher
Vorkommnisse gehört, und mir schwante Böses. Es kam so, wie es kommen
musste. Seefahrtsbuch weg - und ich durfte bis auf weiteres wieder nach
Hause fahren ... Warten, warten, warten. Seefahrt ade, sollte das
wirklich schon alles gewesen sein??? Zu Hause war man auch ganz erstaunt,
als ich schon wieder auf der "Matte" stand. Zum Glück hatte
ich viele, viele freie Tage, aber trotzdem ging das Warten ganz schön an
die Nerven.
Gerhard
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